Chronologie des Dopingfalls "Iljo Keisse"
zusammengestellt von Thorsten Schmidt


9.12.2008 - Iljo Keisse positiv getestet

Das ist der Super GAU für den Bahnradsport: Iljo Keisse ist den Dopingfahndern beim Sechstagerennen in Gent ins Netz gegangen. Der 25jährige Belgier hatte gestern seinen Teamchef von Topsport Vlaanderen, Christophe Sercu, informiert und wurde den üblichen Regularien entsprechend sofort suspendiert.
Einen Anruf von Iljo erhielt auch sein Freund und Teamgefährte Kenny De Ketele: "Er wollte nicht, dass ich es von Journalisten erfahre," wird De Ketele zitiert, "er war sehr emotional und hat mir gesagt, er könne sich den positiven Test nicht erklären." Keisse / De Ketele waren im Oktober Europameister geworden und hatten zuvor bei den Olympischen Spielen in Peking als Vierte eine Medaille nur knapp verpasst. In Zürich hätten die beiden gemeinsam starten sollen. Jetzt fährt De Ketele dort zusammen mit Leon van Bon.
Der Sechstagewinter dürfte für Iljo Keisse beendet sein. Es hätte seine erfolgreichste Saison werden können. Zusammen mit seinem Stammpartner Robert Bartko hat Keisse die Rennen in München und Gent gewonnen und war in Amsterdam Dritter geworden. - (Quelle: Sportwereld.be)

10.12.2008 - Iljo Keisse von der Startliste in Bremen gestrichen

Nur einen Tag nach Bekanntgabe des Starterfeldes für die Sixdays in Bremen (8.-12.1.2009) hat der Veranstalter sofort auf den "Fall Keisse" reagiert und einige Paarungen neu zusammengestellt. Statt mit Keisse fährt dessen Stammpartner Robert Bartko jetzt mit Andreas Beikirch. Ein bewährtes Paar in Bremen: Zusammen haben sie 2005 gewonnen und waren 2006 Dritte geworden. Kenny De Ketele, der ursprünglich mit Beikirch fahren sollte, bekommt nun wie schon in Zürich Leon van Bon zur Seite gestellt.
Bremens 6-Tage-Chef Frank Minder zeigte sich geschockt von den Dopingvorwürfen: "Iljo Keisse wird auf keinen Fall in Bremen fahren. Es ist unfassbar für mich, denn von ihm hätte ich es am allerwenigsten erwartet. Bis jetzt war wenigstens der Bahnradsport sauber." Und auch Keisses bisheriger Partner Robert Bartko, derzeit im Trainingslager auf Mallorca, reagierte verständlicherweise sehr verärgert: "Damit hat Iljo uns allen wirklich keinen Gefallen getan. Sich nicht, uns Fahrern nicht und den Sechstage-Rennen schon gar nicht. Andererseits zeigt es, dass das System greift."

Der Kommentar: Im "Dopingfall Keisse" gibt es nur Verlierer

Es ist zum Heulen. Jetzt droht der Doping-Sumpf auch den Bahnradsport trocken zu legen. Iljo Keisse soll am Schlussabend des Sechstagerennens von Gent gedopt haben.
Natürlich gilt bis zur Bestätigung durch die B-Probe die Unschuldsvermutung. Doch schon der Doping-"Verdacht" gegen Iljo Keisse hat viel Porzellan zerschlagen. Denn eines ist jetzt schon klar: Der "Dopingfall Keisse" wird Konsequenzen haben, die weit über das Einzelschicksal eines durchaus sympatischen und überaus charismatischen jungen Sportlers hinausgehen. Den Verantwortlichen im Sechstagegeschäft werden die Scheuklappen von den Augen fallen. Frank Minder, Macher und Chef des größten und erfolgreichsten Sechstagespektakels in Bremen, hatte noch im Oktober anläßlich der
Absage der Stuttgarter Sixdays verlauten lassen: "Bei den Europameisterschaften und bei den Olympischen Spielen der letzten 25 Jahre gab es keinen Dopingfall," und dabei generös die Doping-Affären von Andreas Kappes 1997, Andreas Kappes 2000, Guido Fulst 2001, Stefan Steinweg 2003 und Robert Sassone 2003 unter den Teppich gekehrt. Auch der Geschäftsführer der Berliner Sixdays, Heinrich Seesing, meinte: "Der Bahnradsport ist sauber." Und Mr.Sixdays Patrick Sercu monierte jüngst in Gent: "In Deutschland redet man über alles andere, aber nicht über den Sport." Leider müssen wir über nun über Doping bei Sechstagerennen reden.
Die genannten Affären verdienter Sechstagefahrer machen deutlich: Doping ist nicht gleich Doping. Auch wenn "Sechstagerennen" nach nicht enden wollender Schinderei klingt, so sind nicht die Ausdauerleistungen wie bei einer Tour de France gefragt. Die Steigung der Kurven einer Radrennbahn sind keineswegs mit der Steigung am Tourmalet zu vergleichen. Es sind unterschiedliche Belastungen, die völlig unterschiedliche Sportlertypen erforden. Die Jagden bei einem Sechstagerennen, in denen Höchsttempo gefordert wird, dauern maximal eine Stunde. Dabei wechseln sich zwei Partner nach etwa jeder Minute ab. Zwischen den Jagden gibt es jede Menge Sprints. Ständige Tempowechsel in den Wettbewerben, kurzfristige Höchstleistungen und zwischendurch immer wieder Pausen in einem Programm, dass sich über 5 bis 6 Stunden hinzieht - dass ist der Stress für einen Sechstagefahrer. Da hilft kein EPO und kein CERA. In früheren Zeiten, als wirklich noch 6 Tage und 6 Nächte durchgefahren wurde, war das größte Problem für die Fahrer, in den Pausen vor lauter Erschöpfung nicht so tief einzuschlafen, dass sie nicht mehr aufwachten, wenn der Konkurrent zur Attacke blies und der Partner um Unterstützung rief. Schon vor 100 Jahren halfen Aufputschmittel, Amphetamine oder Kokain gegen die eingeschlafenen Beine.
Der Rennstall von Iljo Keisse, Topsport Vlaanderen, hüllt sich bislang in Schweigen über die Substanz, die im Urin gefunden wurde, hat aber in seiner ersten Erklärung deutlich darauf hingewiesen, dass es weder EPO noch CERA sei. Also nicht das große böse Tour de France-Doping, sondern nur das kleine Sixdays-Kavaliersdelikt. Es wird spekuliert, dass es sich um "Cathin" handelt, als Medikament ein Appetitzügler mit der Nebenwirkung eines Amphetamins. Ein Wachmacher also, und als solcher auf der Dopingliste des IOC. Cathin-haltige Arzneimittel sind rezeptpflichtig. Sollte Keisse ein Cathin-haltiges Medikament zu sich genommen haben, muß er es sich von einem Arzt besorgt oder auf dem Schwarzen Markt gekauft haben. Das erfordert einen Vorsatz, keinen schwachen Moment in der Drogerie um die Ecke und keine falschen Freunde, die einem eine Partydroge unterjubeln.
Andere Gerüchte besagen, Keisse hätte "Sinutab" zu sich genommen, ein Medikament zur Behandlung von Nasennebenhöhlenentzündungen. Sinutab (auch unter anderen Namen erhältlich) enthält Pseudoephedrine, die atembehindernde Schwellungen in der Nase besänftigen, aber wegen ihrer aufputschenden Nebenwirkungen auf dem Doping-Index stehen. Zwei Fliegen also mit einer Klappe. Und: Sinutab ist in vielen Ländern nicht rezeptpflichtig.
Erkältungskrankheiten sind für Sechstagefahrer eine ständige Last. Auch innerhalb einer Halle gibt es bei Geschwindigkeiten von 50 km/h mächtigen Fahrtwind. Wer im Innenraum direkt an der Bande steht, kann verstehen, warum die Fahrer mitunter den Veranstalter bitten, die Heizung in der Halle aufzudrehen. Deshalb hat jeder Bahnarzt Mittelchen in seinem Köfferchen, die nicht auf der Dopingliste stehen. Und jeder Sportler kennt Großmutters Hausmittel gegen die laufende Nase: Dampfinhalation oder Nasenspülung. Für erkältungsanfällige Fahrer wie Franco Marvulli oder Christian Grasmann gehört das zum täglichen Fitnessprogramm.
Offenbar hatte Iljo Keisse am Schlussabend von Gent zwei Probleme: Er war erkältet und er wollte das Rennen in seiner Heimatstadt unbedingt gewinnen. Und doch macht die Wachmacherpille eigentlich keinen Sinn. Keisse/Bartko waren derart überlegen wie kein anderes Siegerpaar in diesem Winter. Iljo wird uns einiges zu erklären haben.
Normalerweise handelt ein Dopingsünder nach rationalem Kalkül von Nutzen und Risiko. Der Nutzen von Gent stand in keinem Verhältnis zum Risisko einer weggeworfenen Karriere. Iljo Keisse war der Kronprinz im Sechstagezirkus. Im Alter von 25 Jahren hat er schon 51 Rennen und 11 Siege auf seinem Erfolgskonto. Seine Konkurrenten Risi, Bartko, Zabel, Stam oder Beikirch sind allesamt älter als 35 und stehen kurz vor dem Karriereende. Keisse hätte für die nächsten zehn Jahre der Dominator der Sechstagebahnen werden können, hätte in die Erfolgssphären der ewigen Sechstagekaiser Patrick Sercu, Danny Clark, René Pijnen oder Rik van Steenbergen radeln können. Für die Veranstalter ein Jahrhundert-Glücksfall. Frühere Überflieger wie Sercu, Andi Kappes oder auch Etienne de Wilde waren die Wölfe im Schafspelz, die nimmersatt Gegner und Kilometer fraßen, sich aber auf der Siegerrunde dem Publikum schüchtern und introvertiert zeigten. Iljo Keisse ist in jeder Halle ein Publikumsliebling, ein attraktiver junger Mann, nicht auf den Mund gefallen, extrovertiert in seiner Fahrweise und dabei hin und wieder ein bißchen crazy. Solche Typen braucht das Business. Ohne Iljo Keisse muß Bruno Risi noch zehn Jahre weiterfahren.
Iljo Keisse hat sich alles kaputt gemacht, wofür er 15 Jahre lang gekämpft hat. Aber er hat auch allen was kaputt gemacht, dem Publikum, den Veranstaltern, den Journalisten und uns allen als Fans. Das ist das Unerklärliche und das Unerträgliche am "Dopingfall Keisse". Es ist zum Heulen.


21.12.2008 - Iljo Keisse feiert heute seinen 26.Geburtstag

Für Iljo Keisse ist es sicherlich der traurigste Geburtstag seines Lebens. Mit der Bekanntgabe des Untersuchungsergebnisses seiner B-Probe ist nicht vor Mitte Januar zu rechnen und bis dahin bleibt er wegen Dopingverdachts von allen Wettbewerben suspendiert.

5.1.2009 - Frank Minder: Wenn in Bremen einer beim Doping erwischt wird, schmeiß ich den Schlüssel weg

Bei der Auftakt-Pressekonferenz zum Sechstagerennen in Bremen (8.-13.1.) waren das neue Rauchverbot und die Dopingproblematik die bestimmenden Themen. Zum Thema Doping bezog Frank Minder, Geschäftsführer der veranstaltenden Bremer Sportmarketing, zum wiederholten Male eine deutliche Position: "So lange ich hier das sagen habe, wird ein Fahrer, der unter Dopingverdacht steht, in Bremen nicht starten." Auch in Bremen gelte die mittlerweile bei allen Sechstagerennen übliche Praxis, dass die ersten drei Paare im Schlussklassement getestet werden und dass darüber hinaus täglich per Los Fahrer zur Dopingkontrolle bestimmt werden. Im vergangenen Jahr traf das vier Fahrer täglich. Die Dopingkontrollen werden von einem Kommissär der UCI (Union Cycliste Internationale) bestimmt und überwacht. Der Veranstalter habe keinen Einfluss darauf, wer und wann getestet wird: "Mir ist daran gelegen, dass so viel wie möglich getestet wird, auch wenn mich das am Ende 10.000 Euro mehr kostet." Die Kosten trägt nämlich allein der Veranstalter. Zuschüsse aus dem Anti-Doping-Programm des BDR gibt es nicht.
Zum Fall "Keisse" sagte Minder, er sei schockiert und enttäuscht über die Nachricht gewesen, scheue sich aber vor einer Vorverurteilung, so lange nicht alle Fakten auf dem Tisch lägen. Er stellte klar, dass kein Schatten über dem Sieg in
Bremen 2008 läge: "Iljo Keisse ist in Bremen getestet worden und war dabei absolut sauber."
Minder, seit 38 Jahren verantwortlich für das Bremer Sechstagerennen, machte deutlich, dass es in Bremen bislang noch keinen positiven Doping-Befund gegeben habe und geht davon aus, dass das auch so bleibt: "Die Fahrer kennen meine kompromisslose Meinung zu dem Thema. Ich habe Vertrauen in die Jungs. Und ich will dieses Vertrauen haben können." Und in seiner gewohnt markigen Art fügte er hinzu: "Wenn mir das hier in Bremen passiert, dass einer beim Doping erwischt wird, schmeiß ich den Schlüssel weg."

23.3.2009 - Weiter Bangen und Hoffen für Iljo Keisse

Eigentlich hatte die Disziplinarkommission des Belgischen Radsportverbandes heute über den Dopingbefund von Iljo Keisse beraten wollen, doch nun wurde die Entscheidung auf den 20.April vertagt, um weitere Beweisanträge untersuchen zu können.
Keisse hatte am Schlusstag vom Sechstagerennen in Gent einen positiven Dopingbefund. Er beteuert seine Unschuld und vermutet, die verbotenen Substanzen über ein Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen zu haben. Der Hersteller Maximize hat Keisse daraufhin verklagt. Der Belgischen Radsportverbandes will die Analyse eines unabhängigen Labors abwarten, bevor über Sanktionen entschieden werden soll. Keisse droht eine Sperre von zwei Jahren. - Quelle: Sporza.be

21.4.2009 - Dopingfall Keisse wird zum juristischen Gerangel

Iljo Keisse muss weiter auf eine Entscheidung der Disziplinarkommission des Belgischen Radsportverbandes über die drohende Sperre warten. Eigentlich war für gestern mit einem Ergebnis gerechnet worden, doch nun wurde auf den 4.Mai vertagt - vorerst.
Indes droht die ganze Affäre zu einem formaljuristischen Kleinkrieg zu werden. Keisses Anwälte hatten Vorwürfe gegen einen Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln erhoben, die Rechtmäßigkeit der durchgeführten Dopingprobe angezweifelt und die öffentliche Bekanntgabe von Untersuchungsergebnissen als Vorverurteilung gerügt.
Keisse hatte am Schlusstag vom Sechstagerennen in Gent einen positiven Dopingbefund. Daraufhin wurde der 25jährige Belgier von seinem Team Topsport Vlaanderen sofort suspendiert. Gesperrt wurde er aber bislang nicht. Deshalb kündigte Keisse an, ab Mai als Einzelfahrer ohne Team wieder Rennen fahren zu wollen. "Das Verfahren dauert jetzt schon über fünf Monate", wird Keisse zitiert, "am Ende werde ich freigesprochen und habe eine ganze Saison und die Vorbereitung auf dem Winter verpasst." - Quelle: Sporza.be

11.5.2009 - Iljo Keisse fährt wieder Rennen

Da Iljo Keisse weiterhin nicht gesperrt ist, will er jetzt wieder Rennen fahren. Er ist bis auf weiteres beim John Saey Cycling Team untergekommen, wodurch er im Sonderstatus als Profi ohne Vertrag Startrecht bekommt. Gestern abend stand Iljo im belgischen Drongen zum ersten Mal seit 7 Monaten wieder am Start. Auf einem Rundkurs in der Innenstadt dieses Vororts von Gent fand zum zweiten Mal der Derny-Europacup statt. Hinter dem belgischen Derny-Meister Davey Commeyne belegte Iljo Keisse über 50 km den zweiten Platz. Steve Schets, Nicky Cocquyt und Wouter van Mechelen kamen auf den Plätzen 6 bis 8 ein. Auch im Vorjahr war Keisse bei diesem Rennen Zweiter geworden.
Indessen geht das juristische Gerangel um ein mögliches Doping-Vergehen weiter. Die Disziplinär-Kommission des Belgischen Radsportverbands hat am 4.Mai die Verfahrens-Beschwerden von Keisses Anwalt zurückgewiesen und das Verfahren selbst auf den 25.Mai vertagt. - Quelle: De Standard

14.5.2009 - Erstes Straßenrennen für Iljo Keisse

Iljo Keisse belegte bei einem Straßenrennen im belgischen Puivelde den elften Platz und war damit Zweiter im Spurt des Hauptfeldes. Wouter van Mechelen belegte Platz 15.

21.5.2009 - Iljo Keisse gewann ein Rundstreckenrennen im belgischen Destelbergen.

10.6.2009 - Noch keine Entscheidungen im "Fall Keisse"

Die juristischen Mühlen mahlen langsam und der "Fall Keisse" wird zum Dauerbrenner. Die Disziplinarkommission des Belgischen Radsportverbandes hat weitere Gutachten in Auftrag gegeben und eine Entscheidung auf den 3.Oktober vertagt. Bis dahin bleibt Iljo Keisse ohne Sperre und startet regelmäßig bei kleinen Straßenrennen in Belgien. Besonders erfolgreich ist er bei den in Belgien sehr beliebten Rundstreckenrennen hinter Derny-Motoren, bei denen er einen Sieg und mehrere Top-Platzierungen erreichen konnte.
Keisses Anwalt wertete die neue Entscheidung der Disziplinarkommission als Erfolg. Mag sein, dass diese Entwicklung im Sinne einer gerechten Urteilsfindung erfolgreich sein wird. Dennoch können weitere Verzögerungen nicht im Sinne von Iljo Keisse sein. Im Oktober hat die neue Sixdays-Saison bereits begonnen. Es ist sehr fraglich, ob Keisse Verträge bei Sechstagerennen erhält, bevor über eine mögliche Sperre entschieden wurde. Somit droht ihm - auch ohne Sperre - ein weiterer Winter ohne Sechstagerennen. - Quelle: Sporza.be

21.6.2009 - Iljo Keisse gewann den "Grand Prix Frans Melckenbeeck" in Lede (Belgien) im Spurt einer vierköpfigen Spitzengruppe. Leon van Bon wurde Zwölfter.

26.6.2009 - Fahrerfeld für das Sechstagerennen in Fiorenzuola

Erst vor wenigen Tagen stellten wir die Frage, ob Iljo Keisse Verträge bei Sechstagerennen erhält, bevor sein "Dopingfall" abschliessend verhandelt worden ist. Solange es keine Verurteilung und Sperre gibt, solange gilt Keisse als unschuldig und ist uneingeschränkt startberechtigt. Aber wollen die Veranstalter einen Radsportler engagieren, an dem solch ein Verdacht haftet?
Sie wollen. Jedenfalls steht der Name Keisse im Starterfeld des Sommerrennens im italienischen Fiorenzuola (1.-6.7.). Er wird sich zusammen mit Danny Stam in den Rundenwirbel stürzen. - Homepage des Veranstalters

7.7.2009 - Marvulli/Aeschbach gewinnen Sommer-Sixdays in Fiorenzuola

Im Schlusspurt konnten Franco Marvulli / Alexander Aeschbach das Sechstagerennen in Fiorenzuola für sich entscheiden. Überraschend landeten Alois Kankovsky / Petr Lazar noch auf dem Treppchen. Am Schlussabend verdrängten die beiden Tschechen die Routiniers Iljo Keisse / Danny Stam noch auf Platz 4. - das Endergebnis von Fiorenzuola


27.7.2009 -
Mark Cavendish gewann ein Kriterium im belgischen Aalst vor Robbie McEwen und Greg Van Avermaet. Mark Renshaw, Iljo Keisse, Steve Schets und Steven de Neef kamen auf die Plätze 10, 11, 14 und 18.

8.8.2009 - Ein Kriterium im belgischen Slozen konnte Heinrich Haussler für sich entscheiden. Steven de Neef (6.), Wouter van Mechelen (9.) und Iljo Keisse (10.) kamen unter die ersten Zehn.

5.9.2009 - Beim fünften Lauf zum Steher-Europacup in Couėron (Frankreich) siegte Jimmy Casper vor Iljo Keisse und Christophe Moreau. Leon van Bon wurde Sechster. - Quelle: Stayer.de

14.9.2009 - Iljo Keisse gewann ein Dernyrennen in Rotterdam. Es war sein zehnter Saisonsieg.

22.9.2009 - Kluge fährt jetzt mit Bartko

Roger Kluge hat durch die Suspendierung von Olaf Pollack seinen Stammparter verloren und wird sich vorläufig mit Robert Bartko zusammentun. Zunächst werden die beiden bei den Europameisterschaften in Gent (17/18.Oktober) die deutschen Farben im Madison vertreten und dann beim Sechstagerennen in Amsterdam gemeinsam an den Start gehen. Wenn es gut läuft, konnte eine feste Paarung für den Sechstagewinter daraus werden, denn auch Bartko hat mit Iljo Keisse wegen eines Dopingvorfalls seinen Stammpartner verloren. Offenbar können sich die Sechstagefans darauf freuen, dass Deutschlands erfolgreichster Bahnradsportler der letzten Jahre zukünftig öfter bei Sechstagerennen an den Start gehen will als in den letzten Wintern. - Quelle: Radsport-News

5.10.2009 - Mit einem Sieg im belgischen Deinze beendete Iljo Keisse seine Straßensaison. Insgesamt hat er 12 Rennen gewinnen können.

19.10.2009 - In Amsterdam beginnt die Sechstage-Saison

Der Startschuss ist verhallt. Sechstage-Kaiser Patrick Sercu als Sportlicher Leiter des Amsterdamer Sechstagerennens schickte 15 Fahrerpaare in die Winterbahnsaison. Erwartet wird, dass Bruno Risi / Franco Marvulli, Leif Lampater / Danny Stam und Roger Kluge / Robert Bartko in Amsterdam um die Podiumsplätze streiten werden. Auch Iljo Keisse, der immer noch auf ein Urteil in seinem "Dopingfall" vom Sechstagerennen in Gent wartet, wurde eingeladen und kann zusammen mit dem im letzten Winter stark verbesserten Kenny De Ketele vielleicht für eine Überraschung sorgen. - Zur Homepage des Veranstalters

20.10.2009 - Der belgische Radsportverband hat sein Urteil über den Dopingverdacht bei Iljo Keisse nunmehr für den 2.November angekündigt. Keisse wurde in der Schlussnacht des Sechstagerennens in Gent 2008, das er gemeinsam mit Robert Bartko gewonnen hatte, positiv auf Cathin und HCT getestet. Keisse hat Doping stets bestritten und umfangreiche Untersuchungen initiiert, die eine Verunreinigung von Nahrungsergänzungsmittel nachweisen sollten.

25.10.2009 - Bartko / Kluge triumphieren in Amsterdam

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Vier Teams hatten am Finalabend noch Chancen auf den Sieg beim 17. Amsterdamer Sechstagerennen. Roger Kluge / Robert Bartko hatten die vermeintlich schlechteste Ausgangsposition und waren dennoch die Sieger. In der einstündigen Finaljagd schafften sie zwei Rundengewinne mehr als die Konkurrenz und hatten am Ende auch die höchste Punktzahl

Bruno Risi / Franco Marvulli und Leif Lampater / Danny Stam belegten die Plätze zwei und drei. Für Iljo Keisse / Kenny De Ketele, die sich am vorletzten Abend bravorös an das Spitzentrio herangekämpft hatten, reichte es am Ende doch nur zu Platz vier. - Das Endergebnis von Amsterdam

31.10.2009 - Überraschende Führung in Grenoble

Etwas überraschend liegen nach der zweiten Nacht von Grenoble die Holländer Leon van Bon und Jeff Vermeulen in Führung. Rundengleich und mit drei Punkten weniger liegen Franco Marvulli / Luke Roberts auf Platz zwei. Dritte sind die Belgier Gianni Meersman / Iljo Keisse, die zwar die höchste Punktzahl, aber eine Runde Rückstand haben.

2.11.2009 - Freispruch für Iljo Keisse

Iljo Keisse wurde von der Disziplinarkommission des belgischen Radsportverband vom Vorwurf des Dopings freigesprochen. Damit hat ein fast elfmonatiges juristisches Ringen für den Sportler ein glückliches Ende gefunden.
Der Belgier war am Schlußabend der Sixdays von Gent 2008 positiv auf Cathin und HCT getestet worden. Cathin ist ein Appetitzügler mit der Nebenwirkung eines Amphetamins und steht deshalb auf der Dopingliste. Hydrochlorothiazide (HCT) sind blutdrucksenkende Mittel, die bei hoher Dosierung als Nebenwirkung stark harntreibend wirken und deshalb als Maskierungsmittel zur Verschleierung von EPO-Doping eingesetzt werden. Keisse hatte stets bestritten, wissentlich unerlaubte Mittel zu sich genommen zu haben. Seine Anwälte hatten den belgischen Verband mit Expertisen und Sachverständigen unter Druck gesetzt, so dass immer neue Verhandlungen und Vertagungen nötig waren. Als Begründung für den Dopingbefund wurde angegeben, dass das Cathin als ein Abbauprodukt des erlaubten Pseudoephedrins und das HCT durch ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel in Keisses Blut gelangt waren. Zudem wurde argumentiert, dass die aufgefundene Menge an HCT derart gering war, dass sie weder leistungssteigernd noch Dopingverschleiernd hätte wirken können. Zudem hatte Keisse angegeben, das Erkältungsmittel "Sinutab Forte" zu sich genommen zu haben, welches Pseudoephedrin enthält. Diese Substanz steht erst ab ab Januar 2010 auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA.
Schlussendlich konnte der Verband nicht das Gegenteil beweisen. In dubio pro reo - im Zweifel für den Angeklagten. Und Zweifel werden bleiben. Ist Keisse wirklich unschuldig oder hatte er nur verflixt gute Anwälte?
Dem Publikum wird“s bald egal sein. Es hat den Sonnyboy schmerzlich vermisst. Nach dem üblichen Procedere der Branche war Keisse sofort nach Bekanntwerden des Dopingbefundes im Dezember 2008 von seinem Rennstall Topsport Vlaanderen suspendiert worden. Im drohte wie üblich eine Sperre von zwei Jahren und die Aberkennung des Sieges beim Genter Sechstagerennen. Da der Verband wegen der juristischen Einwände keine sofortige Sperre verhängen konnte, nutzte Keisse eine Lücke im Reglement und nahm ab Mai als Einzelfahrer wieder an Rennen teil. Insbesondere bei den in Belgien sehr beliebten Rundstreckenrennen hinter Derny-Motorrädern war Keisse sehr erfolgreich und konnte mehrere dieser Rennen gewinnen. Die Veranstalter der Sechstagerennen in Fiorenzuola und Amsterdam holten Keisse zurück auf die Bahn. Mut zum Risiko zeigte der Veranstalter der gerade laufenden Sixdays in Grenoble. Sie engagierten Keisse, obwohl während der sechs Tage der Urteilsspruch zu erwarten war. Wäre das Urteil gegen Keisse ausgefallen, hätte er aus dem Wettbewerb genommen werden müssen.

6.12.2009 - Iljo Keisse fährt für Quick Step

Iljo Keisse wird in der nächsten Straßensaison für das Pro-Tour-Team Quick Step fahren. Keisse erhielt einen Einjahresvertrag und soll vor allem bei Eintagesrennen in den Finals den Sprinter Tom Boonen unterstützen. Keisse wird aber erst nach den Bahnweltmeisterschaften in Kopenhagen (24.-28.3.2010) seine Straßensaison beginnen. - Quelle: Radsport-news

7.7.2010 - Iljo Keisse wird doch gesperrt

Die Dopingaffäre um Iljo Keisse ist noch nicht zu Ende. Der Internationale Sportgerichtshof TAS (Tribunal Arbitral du Sport) in Lausanne hob den Freispruch des belgischen Verbandes auf und vefügte eine Sperre bis zum 7.August 2011. Die WADA (World Anti-Doping Agency) hatte den TAS angerufen.
Die erneute Sperre trifft Keisse nur wenige Tage vor den Sommer-Sixdays in Fiorenzuola, wo Keisse zusammen mit dem belgier Wouter Weylandt teilnehmen wollte. Der Veranstalter hat kein Ersatzpaar nachnominiert, so dass nunmehr sechszehn Teams an den Start gehen werden.

12.11.2010 - Juristischer Erfolg für Iljo Keisse beim Europäischen Gerichtshof

Gegen die Sperre durch den Internationale Sportgerichtshof TAS haben die Anwälte von Iljo Keisse erfolgreich beim Europäischen Gerichtshof Beschwerde eingelegt. Dort wurde jetzt auf Verfahrensfehler erkannt und eine neue Beweisaufnahme verfügt. Als Verhandlungstermin wurde der 11.April 2011 festgesetzt. Bis dahin bleibt die verfügte Sperre ausgesetzt und Iljo kann an den Sechstagerennen des Winters teilnehmen.

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